Marokko März 2025

Samstag, 01.03.2025

Nach dem Besuch der Kasbah sind wir nach Ouazazate weitergefahren, einer lebendigen Provinzstadt, touristischer Ausgangspunkt für Busreisen in die Wüste und Ort berühmter Filmproduktionen. Wir besichtigen die Atlas-Filmstudiosmit einem Führer. In Ouazarzate wurden und werden vor allem Filme gedreht, die in Wüstenlandschaften spielen. Aber nicht nur. „The Way Back“, der den Ausbruch einer Gruppe Gefangener aus einem Lager in Sibirien beschreibt, wurde ebenso hier gefilmt wie „Asterix und Kleopatra“ oder „Black Hawk Down“.

Ägyptischer Tempel für“Asterix und Cleopatra“.

Für einen Film, der in Tibet spielt wurden zweihundert chinesische Komparsen eingeflogen. Ein Set ist imposanter als das nächste – alles aus Holz und Gips, aber die perfekte Täuschung. Wir laufen durch ein nachgebautes Berberdorf und können optisch keinen Unterschied zur Kasbah von gestern erkennen – allerdings klingen die Wände hohl, wenn man dagegenklopft. Marokko hat sich laut Auskunft unseres Guides aus verschiedenen Gründen als Drehort etabliert: Wegen der vielfältigen Landschaften vom grünen Rif-Gebirge über den schneebedeckten Hohen Atlas bis zur Wüste, wegen der guten Handwerker und nicht zuletzt wegen der vergleichsweise geringen Produktionskosten. Viele Einheimische werden als Komparsen engagiert.

Fast wie in Ägypten: Nachbau des Tempels von Abu Simbel.

Am Nachmittag steht ein bereits länger angekündigtes Highlight auf dem Programm: Unter der Anleitung von Momo bereitet dir ganze Reisegruppe Tajine zu. Mit viel Hallo und Gelächter wird geschält, geschnippelt und gepuhlt, und später freuen wir uns über drei wirklich schmackhafte Tajines: Mit Huhn, mit Rindfleisch und mit Hackfleischbällchen. Mit dieser Anleitung können wir das vielleicht auch daheim nachkochen.

Tajine à la Momo!

Sonntag, 02.03.2025

Nach einem Abstecher in Aït Ben Haddou, das Maxie als Neuschwanstein Marokkos bezeichnet, verlassen wir die Wüste und fahren über einen Pass des Hohen Atlas nach Marrakech.

Die Altstadt von Aït Ben Haddou ist eine noch intakte befestigte Berberstadt „Ksar“, in der bis zu 1000 Menschen gelebt haben sollen. Die Sippe (Aït) der Ben Haddou kontrollierte einst den Karawanenhandel zwischen Timbuktu und Marrakech und errichtete die Stadt an einer zentralen Schnittstelle. Das Dorf besteht aus mehreren ineinander verschachtelten Wohnburgen (Tighrements) und wurde in seiner heutigen Form irgendwann zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert erbaut. Es ist heute nicht nur UNESCO-Weltkulturerbe, sondern war auch Drehort für zahlreiche Filme und vor allem ein touristischer Hotspot Marokkos, durch dessen enge Gassen sich täglich Tausende von Menschen wälzen.

Eines der sogenannten Tighrements (befestigte Wohnhäuser) in Aït Ben Haddou.

Uns wurde gesagt, dass die Stadt wegen eines aktuellen Filmdrehs gesperrt sei und wir nur vom gegenüberliegenden Ufer aus Fotos machen könnten. Aber wir haben ein Riesenglück: Heute ist Drehpause, und weil das Ganze im Vorfeld unklar war, sind auch vergleichsweise wenige Besucher unterwegs. Gedreht wird übrigens „Odyssey“ unter der Regie von Christopher Nolan mit Matt Damon in der Hauptrolle. Für diesen Film wurde vor der Altstadt eine ca. 50 Meter lange Mauer mit einem riesigen Tor errichtet – aus Holz und Gips. Vor die Kulisse der echten Altstadt wurde damit eine künstliche Kulisse gesetzt.

Links die Altstadt von Aït Ben Haddou, rechts die künstliche Mauer mit Tor für den Film „Odyssey“.

Beim Weg durch das Dorf kann es passieren, dass man plötzlich im Wohnraum einer Familie steht, weil die Gassen buchstäblich durch die Häuser führen. Entschuldigungen sind gar nicht nötig, statt dessen wird man um einen Obulus gebeten. Vom höchsten Punkt des Dorfes hat man einen grandiosen Ausblick in alle Richtungen.

Ausblick vom höchsten Punkt des Dorfes Richtung Hoher Atlas.

Nach diesem Besuch fahren wir rund 200 Kilometer über einen 2.200 Meter hohen Pass durch den Hohen Atlas nach Marrakech. Die Fahrt ist unbeschreiblich schön, die Straßen super ausgebaut und der Himmel blau. 

Vor uns Maxie mit ihrem Bus.
Grandiose Landschaften auf dem Weg durch den Hohen Atlas.

In Marrakech übernachten wir auf einem Campingplatz etwas außerhalb, der auf einer Lehmpiste erreicht werden muss. Der Platz gehört zu einem sehr schönen Hotel mit Swimmingpool und ist echtes Glamping. Nachdem sich sehr schnell herumspricht, dass hier auch Alkohol ausgeschenkt wird (trotz Ramadan!), trudeln alle in der Bar zum Apéro ein. Zwar können die (Alkohol-)Preise mit Zürich mithalten, aber wir genießen den Abend trotzdem.

Glamping in Marrakech.

Montag, 03.03.2025

Dieter, mein Retter aus dem Rif-Gebirge, hat solch akute Rückenprobleme, dass er und seine Partnerin Claudia die Reise abbrechen müssen. Das ist umso bitterer, als eigentlich Claudia (chronisch) krank ist. Sie wollen nach Tanger Med fahren, um dort die Fähre nach Genua zu nehmen. Wir machen eine morgendliche Krisen- und Verabschiedungsrunde, bis sich herausstellt, dass die Fähre komplett ausgebucht ist und die nächste erst eine Woche später geht, Plan B ist der Rücktransport mit dem TCS (dem Schweizer Pendant zum ADAC). Um das in die Wege zu leiten, wird ein ärztlicher Befund benötigt. Also in die Notaufnahme. Momo sucht dafür eine Privatklinik heraus, und Maxie und ich begleiten Dieter, zur moralischen Unterstützung und zum Übersetzen. Der Arzt ist sehr versiert und kompetent, die Krankenschwester, die den Zugang legt und spritzt, forsch-zupackend, und das Ganze dauert natürlich Stunden. Aber Dieter wird gut versorgt und verlässt das Krankenhaus immerhin etwas aufrechter als auf dem Hinweg. Nach mehreren Telefonaten gibt es am Abend dann die erlösende Nachricht: Claudia und Dieter können notfallmäßig nach Hause fliegen, und das Auto wird aus Marokko in die Schweiz überführt,

Spritzen dürfen nicht wiederverwendet werden…

Dienstag, 04.03.2025

Nachmittags fahren wir mit Taxis in die Stadt, um Marrakech zu erkunden. Schon auf der Fahrt sind wir froh, dass wir nicht mit den eigenen Autos durch das immer dichter werdende Gewühl von Autos, Rollern, Fahrrädern, Fußgängern und Eselskarren zirkeln müssen. Marrakech ist mit 1,5 Millionen Einwohnern nicht nur Berberhauptstadt, sondern Hotspot für praktisch alle Marokko-Touristen. Auf dem zentralen Platz Djemaa el-Fna (Platz der Gehenkten) treffen Tradition und Moderne ungebremst aufeinander. Während auf dem Platz Schlangenbeschwörer und Gaukler mit Berberäffchen (an Halsketten!) wie seit Jahrhunderten ihrem Gewerbe nachgehen, laden in den Gebäuden rundherum schicke Rooftop-Bars zum zeitgenössischen Chillen ein – Alkoholausschank inklusive (trotz Ramadan).

Unbeschreibliches Angebot an Waren ALLER Art im Souk von Marrakech.
Neben Händlern gibt es auch Handwerker, die spinnen und weben.

Von hier aus kann man in die Medina und die weitläufigen Souks laufen. Das Angebot an Waren ist geradezu unwirklich. Neben reinen Händlern gibt es auch Handwerker, die in Hinterräumen arbeiten: Schneider, Spinner und Weber, Schuhmacher. In einer Gasse sind Schmiede und Schlosser angesiedelt, die leider keine Fotos erlauben. Wegen Ramadan herrscht offensichtlich weniger Trubel als sonst, aber es reicht auch so noch. Vor allem fahren selbst hier Roller, Radfahrer und Eselskarren zügig durch die Menschenmenge hindurch. 

Roller fahren auch surch den Souk, ihne Rücksicht auf Verluste.

Ein bisschen abseits von den Souks gibt es ein kleines Photographiemuseum, das uns empfohlen worden war. Auf drei Stockwerken werden Fotos aus Marrakech und Marokko gezeigt, die vor allem aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen. Die Ausstellungsräume sind alle offen und um einen Innenhof gruppiert. Auf der Dachterrasse gibt es ein Café mit schönem Ausblick auf die Medina. Eine kleine Oase: Der Tipp hat sich gelohnt!

Abends trifft sich die ganze Gruppe wieder auf dem Djemaa el-Fna zum Essen. Während der Platz am Nachmittag noch relativ leer war, stehen jetzt hier überall Garküchen mit Zelten. Schon auf dem Weg zum Treffpunkt werden wir von sehr offensiven jungen Männern zum Einkehren genötigt: „Madame, Madame, eat here. Very cheap!“ Gegen 18:30 ertönt der Ruf des Muezzins – von den arabischen Familien das ersehnte Signal zum Fastenbrechen. Sie sitzen alle schon an ihren Tischen und warten nur darauf, dass es endlich losgeht. Für die Gläubigen gibt es übeigens als erstes eine Gemüsesuppe (Harira) und eine Dattel. Erst etwas später wird eine Mahlzeit gegessen.

Das Angebot an unserem Essensstand. Das Ganze wird übrigens in der Nacht wieder ab- und am nächsten Abend wieder aufgebaut. Morgens ist der Platz leer.
Dessert gefällig? Im Ramadan sind marokkanische Süßigkeiten besonders beliebt.

Wir sitzen mitten im Trubel, staunen über die Fülle an Speisen, die uns angeboten werden und über die Geschwindigkeit, mit der das Personal des Stands arbeitet. Zwischendurch gibt es heftige Wortwechsel, die wir nicht verstehen, und dann wird einfach mal gesungen. Wer nach dem Essen ein Dessert möchte, bedient sich bei den Handkarren mit marrokanischem Gebäck, die durch die Menge geschoben werden. Der Djemaa el-Fna ist wirklich ein besonderer Platz!

Djemaal El-Fna von einer Dachterrasse aus.

Mittwoch, 05.03.2025

Heute ist wieder ein Fahrtag. Ziel ist ein Campingplatz kurz vor dem Hafenstädtchen Essaouira. Auf dem Weg müssen wir als erstes durch Marrakech hindurch, was Claus‘ Geduld auf eine harte Probe stellt. Man kann gar nicht überall gleichzeitig schauen, wo man schauen müsste: Von den Autos, Rollern, Radfahrern und Fußgängern abgesehen, muss man auch auf die Schlaglöcher und Schwellen aufpassen, die das Auto gerne mit Schlägen traktieren. Vor und hinter Marrakech sind weite, öde Ebenen mit viel Plastikmüll. Schön ist anders. 

Erst etwa eine halbe Stunde vor unserem Ziel wird es hügeliger und beginnen die Oliven- und Arganplantagen zu dominieren. Es sieht aus wie in Andalusien, nur dass dort die Olivenbäume mehr in Reih und Glied stehen. In den Dörfern, durch die wir fahren, gibt es plötzlich ganz viele Eselskarren, auf denen zum Teil Leute, zum Teil Waren transportiert werden. 

Zwischen den Autos immer wieder Esels- bzw. Maultierkarren.

Der letzte Kilometer ist wieder eine Lehmpiste, wegen des starken Regens diesmal mit Riesenpfützen versehen. Der Campingplatz ist eine Idylle mit (leerem) Pool, Lounge, Hühnern, Gänsen und einem Esel. Im Campingrestaurant, wo wir abends essen, kocht die Mutter, bäckt die Tante („maroccan cakes“) und serviert der Sohn, der sicher 2 Meter groß ist und stolz erklärt, dass er Basketballer ist. Mutter und Tante verstehen übrigens ihr Handwerk – alles ist sehr lecker.

Donnerstag, 06.03.2025

Morgens gibt heftiges Gebell sowie Geschrei von unseren beiden Hundebesitzerinnen. Wie sich herausstellt, durften unsere beiden Reisegruppenhunde, Maxies Mischling Amlou und der Dackel Wilma, ohne Leine auf dem Campingplatz spielen. Zumindest so lange, bis Wilma die Hühner mit den Küken entdeckt hat. Die Dackeldame erlegt und verspeist ohne zu zögern ein Küken, trotz der lautstarken Proteste ihrer Besitzerin. Dafür gibt es ein Foto in unserem whatsapp-chat mit dem Titel „R.I.P. liebes Hühnchen!“

Durch das Bab Marina läuft man in den Hafen von Essaouira
Die Fischerboote sind alle blau gestrichen.

Nachmittags fahren wir in die Hafenstadt Essaouira, schlendern durch die Medina mit ihren vielen Läden zum Hafen, wo der frisch gefangene Fisch auf dem Markt verkauft bzw. direkt zubereitet wird. Der Hafen wird von einer Befestigungsmauer aus dem 18.Jahrhundert zum Meer hin abgeschirmt, auf der noch portugiesische Kanonenrohre aus Bronze stehen. Wir ergattern einen Tisch bei einem der Stände, genießen das turbulente Treiben, das Schreien der Möwen und den gegrillten Fisch. 

Frisch gefangener Fisch wird unter freiem Himmel verkauft und zubereitet.
Essaouira ist von einer mächtigen Stadtmauer geschützt.

Freitag, 07.03.2025

Die Fahrt heute beginnt damit, dass Gerd und Moni aus unserer Gruppe im Schlamm steckenbleiben und trotz vereinten Kräften nicht mehr herauskommen. Die Retterin ist wieder unsere Maxie, die nicht nur als einzige ein Abschleppseil dabei hat, sondern das Wohnmobil mit ihrem 40 Jahre alten VW LT problemlos aus dem Schlamm zieht. Maxie ist einfach spitze!

Kamen allein nicht mehr aus dem Schlamm heraus: Gerd und Moni.

Wir fahren etwa 200 km der Küste entlang nach Norden. Immer wieder sehen wir dabei die Spuren der vergangenen Regengüsse: Auf den Straßen sind Bauarbeiter mit dem Wegräumen von Schlamm und Sand beschäftigt, die es aus höhergelegenen Gebieten angeschwemmt hat. Beim Fischer- und Badeort Souira Guedima hat der Fluß Tensift, der hiert ins Meer fließt, soviel roten Schlamm aus den Hügeln mitgebracht, dass das Meer an der Mündung über mehrere Kilometer rot gefärbt ist. 

Das Meer ist vom Schlamm rot gefärbt.

Wir fahren durch Safi, eine Industriestadt mit rund 300.000 Einwohnern und Zentrum der marrokanischen Phospatindustrie. Marokko ist weltweit der größte Exporteur von Phosphat, das in Safi zu Dünger und Futtermittel verarbeitet und verschifft wird. Dass die Arbeitsbedingungungen katastrophal sind und viele Arbeiter erkranken und früh sterben, können wir beim Durchfahren nicht sehen. Aber die riesigen staubumwehten Fabriken, an denen wir vorbeifahren, sind etwas ganz anderes als das ländliche Marokko, das wir bisher erlebt haben.

Unser Zielt heute ist Oualadia, ebenfalls ein Badeort. Die Atmosphäre in diesen Orten erinnert an französische oder spanische Urlaubsorte – im Winter. Viele Ferienhäuser umd -appartments, alle mit geschlossenen Fensterläden. Es ist überhaupt nichts los, und die wenigen Lokale, die vielleicht normalerweise geöffnet hätten, sind wegen Ramadan geschlossen. Dafür ist der Strand wunderschön, auch ohne Menschen.

Lagune von Oualidia.

Abends nimmt der Wind zu, und der Nacht stürmt es so stark, dass wir uns vorkommen wie in einem Zugabteil, das über die Gleise rumpelt. Dazu schüttet es.

Samstag, 08.03.2025

Die Morgenbesprechung findet in einer kurzen Regenpause statt, und wir beschließen, ohne den geplanten Abstecher direkt zum nächsten Ziel zu fahren: Mohammedia, 30 km nördlich von Casablanca. 

In Mohammedia fahren wir noch kurz bei einem marokkanischen Supermarkt „Marjane“ vorbei, um etwas einzukaufen. Keine gute Idee. Es ist Samstagnachmittag gegen 15 Uhr, und schon der riesige Parkplatz ist brechend voll. Der Supermarkt ist voller marokkanischer Familien, die einkaufen wie bei uns vor den Weihnachtsfeiertagen. Vor allem Süßigkeiten in allen erdenklichen Variationen scheinen sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Während des Ramadan wird zwar gefastet (und nichts getrunken!), aber nur tagsüber. Sobald die Sonne untergeht, bzw. sobald der abendliche Ruf des Muezzin ertönt, wird das Fasten gebrochen. Wenn all das gegessen wird, was im Marjane-Supermarkt in den Einkaufswagen liegt, dann wird abends ganz schnell alles nachgeholt, auf was tagsüber verzichtet wurde.

Leider schüttet es immer wieder, so dass wir alle in unseren Autos bleiben.

Sonntag, 09.03.2025

Wir fahren mit einem Bus nach Casablanca, um uns die Moschee Hassan II anzuschauen. Die Moschee ist eine Ansammlung von Superlativen. Sie wurde im Auftrag von König Hassan II, dem Vater des heutigen Königs Hassan VI, in Auftrag gegeben und innerhalb von sechs Jahren zwischen 1987 und 1993 erbaut. Die Baukosten in Höhe von imgerechnet 1 Billion EUR wurden über Steuergelder sowie über (mehr oder weniger freiwillige) Spenden der Bürger finanziert.

Riesige Dimensionen: Moschee Hassan II in Casablanca.

Die Moschee ist 200 Meter lang und 100 Meter breit und bietet im zentralen Gebetsraum Platz für 25.000 Gläubige (20.000 Männer und auf den Galerien 5.000 Frauen). Sie ist damit nach Mekka die zweitgrößte Moschee, das Minarett mit 210 Metern das höchste der Welt. Bei Nacht zeigt ein Laserstrahl Richtung Mekka und ist 30 KM weit zu sehen. Die Moschee steht auf Pfeilern im Meer. Das Dach in einer Höhe von 60 Meter ist 3400 qm groß und 1100 t schwer und kann innerhalb von 5 Minuten geöffnet werden, um die Gebetshalle zu belüften.

Gebetsraum für 20.000 Männer, rechts und links die Galerien für die Frauen. Die Kronleuchter sind aus Murano.
Das Dach der Moschee kann geöffnet werden, damit die Gläubigen unter freiem Himmel beten.

Überhaupt ist die Moschee eine beeindruckende Mischung aus Kunsthandwerk auf höchstem Niveau und High Tech. Säulen verbergen insgesamt 360 Lautsprecher. Das große Tor (gefertigt aus russischem Titan), das nur für den König geöffnet wird, wiegt 5 Tonnen pro Flügel  und wird elektrisch betrieben. Die ebenfalls tonnenschweren Murano-Kronleuchter können allesamt für Reparatur und Wartung elektrisch nach unten gefahren werden. Sicherheits- und Unterhaltspersonal sind rund um die Uhr beschäftigt, um die Moschee zu bewachen und instand zu halten.

Wir haben zunächst die Gelegenheit, uns das Gebäude von außen anzuschauen (praktischerweise  in einer Regenpause), bevor wir es mit einem Guide betreten können. Die Moschee Hassan II ist übrigens die einzige in Marokko, die von Nicht-Muslimen besichtigt werden darf. Die Führung ist auch eine Gelegenheit, uns über muslimische Bräuche zu informieren. 

Im Untergeschoss befinden sich die Waschräume mit blumenförmigen Marmorbrunnen.

Gebetet wird fünfmal am Tag nach einem festen Ritual. Vor dem Betreten des Gebetsraums müssen die Gläubigen eine rituelle Waschung vollziehen. Dafür gibt es im Untergeschoss riesige Waschräume, in denen sich Männer und Frauen getrennt waschen können. Aus Marmorbrunnen, die wie Blumen gestaltet sind, fließt rundherum das Wasser, so dass viele Menschen gleichzeitig Zugang haben. 

Kalligraphie statt Abbildungen von Menschen und Tieren.

Die Moschee ist prachtvoll verziert mit Stukkaturen, feinsten Schnitzarbeiten aus Zedernholz und Kalligraphien. Da der Islam Abbildungen von Menschen und Tieren verbietet, um nicht vom Gebet abzulenken, sind kunstvolle Schriftzeichen mit Suren aus dem Koran in die Oberflächen eingearbeitet. Der Eindruck der Moschee ist überwältigend – wegen ihrer schieren Größe aber auch wegen der palastartigen Gestaltung. Unglaublich, dass ein solches Gebäude für diese Bausumme in der heutigen Zeit errichtet wurde. Das wäre so ähnlich, als wenn der Kölner Dom kürzlich mal mit einigen Spendengeldern erbaut worden wäre.

Nach der Besichtigung spazieren wir (trockenen Fußes!) in die Medina von Casablanca. Dort ist praktisch alles wegen Ramadan geschlossen, was das Besichtigungsvergnügen ein wenig schmälert. Die Altstadt wirkt wie ausgestorben. Auf Nachfrage wird uns aber doch ein Lokal genannt, das geöffnet hat. Abgeschottet hinter hohen Mauern und von einem Sicherheitsmann bewacht, finden wir ein idyllisches Restaurant mit Innenhof, in dem wir auf wunderschönen Tellern eine Kleinigkeit essen und den besten Tee der Reise trinken.

Menschenleere Medina: Wegen des Ramadan ist das Leben etwas reduziert.

Zurück auf dem Campingplatz, giesst es wieder aus Kübeln. Gutes Timing. In einer Regenpause verabschieden wir die ersten drei Mitreisenden, die früher wieder nach Hause fahren müssen. 

Montag, 10.03.2025

Heute geht es in das Küstenstädtchen Asilah, nur noch etwa 90 km von unserem Abreisehafen Tanger Med entfernt. Wie andere Städte an der nordmarokkanischen Atlantikküste ist hier der Einfluß der Portugiesen und Spanier spürbar. Die Medina mit ihren weißgetünchten Häusern könnte auch in Andalusien stehen. Der Souk ist weniger pittoresk als in den Königsstädten, die wir besichtigt haben, dafür gibt es keine Touristen und keinerlei Kaufanimation! Asilah lebte früher von seinem Hafen, der aber unter dem Protektorat der Spanier zwischen 1912 und 1956 an Bedeutung verlor. Um dem Zerfall der Medina entgegenzuwirken, startete der damalige Kultur- udn Außenminister Marokkos – der notabene aus Asilah stammte – Ende der 1970er Jahren ein Kunstprojekt. Seither gibt es einmal jährlich ein Kulturfestival, bei dem Künstler aus der ganzen Welt Wandmalereien an den Wänden der Medina anbringen. So sind die engen Gassen eine einzige Freilichtgalerie und ziehen besonders im Sommer viele Touristen an.

Medina von Asilah.
Künstler aus der ganzen Welt haben in Asilah Wandmalereien angebracht.

Abends gibt es das Abschiedsessen unserer Reise, weil am nächsten Tag weitere vier Teilnehmer unserer Gruppe – und Momo! – abreisen werden. Wir sind alle ein bisschen wehmütig und sind uns einig, dass die Tour mit Maxie und Momo nicht nur eine geoßartige Reise war, sondern wir auch eine super Reisegruppe! Da keiner von uns bisher Erfahrungen mit Gruppenreisen hatte, war das für uns alle eine positive Überraschung.

Dienstag, 11.03.2025

In der Nacht hat es geschüttet!

In der Nacht und am Vormittag schüttet es wie aus Kübeln, und die Pfützen auf dem Campingplat verwandeln sich in kleine Teiche. Aber man soll ja nie die Hoffnung auf Besserung aufgeben: Der Regen lässt langsam nach, und am Nachmittag kommt sogar die Sonne raus. Das hebt doch gleich die Stimmung in der Gruppe! Wir machen einen letzten gemeinsamen Spaziergang ins Städtchen Asilah, um die allerletzten Mitbringsel zu besorgen. Abends sitzt der Rest unserer Truppe tatsächlich bis 22 Uhr unter dem fast vollen Vollmond. Wir lassen die wunderbare Marokko-Reise nochmal Revue passieren, tauschen Anekdoten von unterwegs aus und danken vor allem nochmal unserer grandiosen Reiseleiterin Maxie für ihren professionellen, umsichtigen und geradezu fürsorglichen Einsatz. 

Letzter „Stuhlkreis“ mit dem Rest unserer Reisegruppe.

Übrigens ist an dieser Stelle etwas Schleichwerbung angebracht: Wer Interesse an einer geführten Wohnmobil-Reise durch Marokko hat, dem sei www.nomadmaroc.de allerwärmstens ans Herz gelegt!

Mittwoch, 12.03.2025

Wir brechen bereits kurz nach 7 Uhr auf, um rechtzeitig an der Fähre nach Spanien anzukommen. Bis zum Hafen Tanger Med sind es nur etwa 90 km, und wir kommen pünktlich an. Ab dann geht es allerdings nicht mehr ganz pünktlich weiter. Zunächst müssen wir mit allen anderen Wohnmobilen durch einen Scanner beim Zoll fahren. Die Pässe werden ca. 4x kontrolliert, dto das Einreisepaoier für unser Fahrzeug. Drogenhunde sind überall, aber diesmal kontrollieren sie uns nicht. Den Senf haben wir diesmal sicher im Kühlschrank verstaut.

Ein letzter Blick auf Marokko.

Trotz der ganzen Kontrollen stehen wir mit den anderen beiden Autos aus unserer Restgruppe eine gute halbe Stunde vor Abfahrt abgefertigt auf dem Parkplatz. Die Fähre kommt verspätet aus Algeciras an, und die Beladung vor allem der LKWs dauert wieder ewig. Diesmal stehen alle Wohnmobile im Untergeschoss der Fähre. In Algeciras angelangt, warten wir in den Fahrzeugen, bis wir herausgewunken werden. Das passiert aber nicht. Schließlich stellt sich heraus, dass sich der Steg, der die nach unten führende Rampe verschließt, nicht mehr öffnen lässt. Die Hydraulik sei defekt. Wir beobachten, wie mehrere Leute mit Schraubenschlüsseln und einem Vorschlaghammer die Mechanik bearbeiten. Der Steg ruckelt und verkantet sich, und das Ganze macht keinen besonders vertrauenerweckenden Eindruck. Aber irgendwann funktioniert die Vorschlaghammer-Methode, der Steg öffnet sich und wir können hinausfahren.

Wie sich im nachhinein herausstellt, waren wir mit lediglich zwei Stunden Verspätung noch gut bedient. Maxie, die eine Fähre später nehmen wollte, hatte weniger Glück. Eine Fähre fiel ganz aus (wahrscheinlich die mit dem defekten Steg), die nächsten verspäteten sich auf unbestimmte Zeit. Statt wie geplant um 14:30 war sie erst um 01:30 nachts in Algeciras.

Wir haben nach der Ankunft in Spanien kein weiteres Programm, außer einzukaufen (unter anderem mal wieder legalen Wein…), zu „unserem“ Campingplatz in Tarifa zu fahren und Wäsche zu waschen. Leider ist es stürmisch und regnet wieder mal heftig. Da wenig Besserung in Sicht ist, entscheiden wir, am nächsten Tag unsere Räder abzuholen und dann weiterzufahren.

Donnerstag, 13.03.2025

Wir müssen richtiggehend die Regenpausen abwarten, um das Auto parat zu machen und unsere Räder aufzuladen. Selbst als wir direkt vor „Tarifabox“ stehen, wo unsere Räder eingelagert sind, geht ein derartiger Guß herunter, dass wir lieber im Auto bleiben und abwarten.

Die Marokko-Reisegruppe hat noch ein Nachspiel. Wir sind ja immer noch mit allen in whatsapp-Kontakt, und so schicken uns Franz und Waltraud am Morgen Fotos von einem schönen Campingplatz bei Almería, auf dem sie gelandet sind. Der Campingplatz war wiederum ein Tipp von Gerd und Moni! Da Almería auch auf unserem Heimweg liegt, bitten wir Franz, für uns einen Platz zu reservieren. 

Unterwegs Regen und Seitenwind – und kilometerweise „mar plástico“. Hier kommen die Tomaten und Gurken her, die wir in unseren Supermärkten kaufen können.

Bis wir dort sind, müssen wir allerdings rund 400 km bei heftigem Seitenwind und durch regelmäßige Platzregen fahren. Nicht so sehr angenehm und vor allem ziemlich anstrengend. Aber wir werden belohnt: Franz und Waltraud erwarten uns auf einem total idyllischen Campingplatz und haben es geschafft, einen Platz direkt am Meer für uns zu reservieren. Nachdem das Wohnmobil steht, gehen wir unverzüglich miteinander ins Campingrestaurant, freuen uns über ein frisch gezapftes Bier und über ein leckeres Essen.

Idyllischer Platz direkt am Meer. Der Regen hat aufgehört, und der Mond scheint!

Freitag, 14.03.2025

Heute machen wir einfach gar nichts, außer dem Meer zuzuhören. 

Wir stehen in einer idyllischen Bucht, praktisch mit den Füßen im Meer.

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